Der Tag der deutschen Sprache am Samstag, den 30.9.2023 in der Deutschen Schule Helsinki, brachte erneut Deutschlehrer*innen und an der deutschen Sprache Interessierte zusammen. Die Veranstaltung wird vom Finnischen Deutschlehrerverband und dem Verband der Finnisch-Deutschen Vereine SSYL organisiert. Neben Workshops für Lehrkräfte stand am Vormittag ein Vortrag von Prof. Dzintra Lele-Rozentale zum Thema Deutsche Sprache im Baltikum: Aktuelles zum Deutschunterricht in Lettland auf dem Programm. Im Vortrag ging es unter anderem um die Auswirkungen des Lehrermangels auf den Sprachunterricht an lettischen Schulen.
Das Nachmittagsprogramm umfasste eine Messe mit fast zwanzig Ausstellern und die Vorstellung des Buches Margarethe Aue – Lebenserinnerungen. Margarethe Aue (1886-1983) wurde in Moskau als Tochter einer deutschen Familie geboren und arbeitete als Deutschlehrerin, bevor die Familie vor der russischen Revolution über Estland nach Finnland emigrierte. In Helsinki war Margarethe Aue in der deutschen Schule und in der Kirchengemeinde tätig. Sie war die Mutter von Theodor Aue, dem Gründer der Aue-Stiftung.
“Deutsch ist eine lebendige Sprache in Finnland”
Der Nachmittag wurde mit einer Podiumsdiskussion fortgesetzt, die von Dr. Luise Liefländer-Leskinen moderiert wurde. Im Laufe des Gesprächs wurde unter anderem die Bedeutung der deutschen Sprache in Finnland erörtert. Antti Grönlund, Vertreter der Deutsch-Finnischen Handelskammer, wies darauf hin, dass nur 10 % der Vorstandsvorsitzenden in Deutschland der Meinung sind, dass sie die englische Sprache gut genug beherrschen, um in dieser Sprache verhandeln zu können.
Prof. Leena Kolehmainen von der Universität Helsinki erinnerte die Zuhörer an die Bedeutung von Russisch-, Schwedisch- und Deutschkenntnissen für die historische Forschung. In Finnland erfordert das Studium von Archivquellen die Kenntnis dieser Sprachen.
Kolehmainen kritisierte auch den Stil der öffentliche Debatte über die Fremdsprachkenntnisse in Finnland. Sie sprach sich dafür aus lieber die sprachlernfeindlichen Strukturen zu untersuchen, statt darüber zu lamentieren, dass “die Jugend heute keine Fremdsprachen mehr beherrscht”.
Sabrina Dallafior Matter, die neue Schweizer Botschafterin, sagte, sie habe in ihrer diplomatischen Laufbahn noch nie so viel Deutsch gesprochen wie in Finnland. Sie sagte, dass Deutsch in Finnland eine lebendige Sprache sei.
Darüber hinaus nahmen die Botschafter Konrad Arz von Straussenburg (Deutschland) und Dr. Herbert Pichler (Österreich) an der Podiumsdiskussion teil.
Silta-Brücke -Preis 2023 geht an Kaisa Liljeberg aus Rovaniemi
Der Nachmittag wurde mit der Verleihung des Silta-Brücke -Preises fortgesetzt. In diesem Jahr wurde der Preis an Kaisa Liljeberg aus Rovaniemi für ihr Lebenswerk als Deutschlehrerin und ihren Beitrag zur Förderung des finnisch-deutschen Sprach- und Kulturaustauschs verliehen.
Kaisa Liljeberg war in den 1980er Jahren Deutsch- und Schwedischlehrerin am Gymnasium Kolari und wechselte von dort an das Gymnasium Lyseonpuisto in Rovaniemi, wo sie von 2007 bis 2019 als stellvertretende Schulleiterin tätig war und den Deutschunterricht durch die Produktion der Lehrermaterialienreihe Gute Idee! unterstützt hat.
Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin war Kaisa Liljeberg lange Zeit Vorsitzende der Finnisch-Deutschen Vereinigung des Polarkreises und auch Vorstandsmitglied im Verband der Finnisch-Deutschen Vereine. Liljeberg war außerdem im Vorstand des Sprachlehrerverbands Lapland und über als fünf Jahre lang im Vorstand der Dachorganisation für Sprachlehrer, SUKOL, tätig.
Im Laufe ihrer Karriere war Frau Liljeberg auch für die Zusammenarbeit zwischen Rovaniemi und der Partnerstadt Kassel verantwortlich. Sie war für die Organisation des Schüleraustauschs mit der Goethe-Schule zuständig und war an den Besuchen von Delegationen aus den beiden Städten sowie an der Planung von Besuchen beteiligt.
Wir gratulieren Kaisa Liljeberg ganz herzlich zu diesem Preis! Bisherige Preisträgerinnen des Silta-Brücke-Preises sind Alexandra Virtanen aus Turku und Anne Steenbeck aus Lahti. Mit dem Preis möchte der Verband der Finnisch-Deutschen Vereine den Stellenwert der deutschen Sprache in Finnland hervorheben, die Diskussion über die Zahl der Deutschlernenden in Finnland, sowie die Möglichkeiten, sich für Mehrsprachigkeit einzusetzen, fördern.
Der Tag der deutschen Sprache 2023 endete mit dem Gesang des Deutsch-Finnischen Chors.
Ein herzliches Dankeschön an alle Partner, Darsteller und Aussteller sowie an alle Teilnehmer für einen interessanten und lohnenden Tag!
Der finnischsprachige Originaltext dieses Artikels stammt von Paula Helin (SSYL).