Eindrücke vom Fortbildungsseminar „Internationale Jugendbegegnungen“ in Dresden

Erfahrungsbericht: „Ohne Kaffee kämpfen wir nicht“ 

Text und Bilder: Eva Malessa

Im Juli nahm ich an einem zweiwöchentlichen Goethe Institut Fortbildungsseminar für Deutschlehrer im Ausland teil. Schwerpunkte des Seminars waren gemeinsamer Austausch und Reflexion zu Formaten und Zielen von internationalen Jugendbegegnungen sowie die Vernetzung multinationaler Begegnungen. Im Rahmen eines Stipendiums des Goethe Instituts und des Finnischen Deutschlehrervereins bekam ich die einmalige Gelegenheit Teilnehmer aus mehr als zwanzig Herkunftsländern kennenzulernen, u.a. die Hilfsbereite Heike aus Venezuela, die Neugierige Nona aus Georgien, die Peinliche Paola aus Italien und die Mutige Mei aus China. Es gab Vertreter aus diversen Bildungseinrichtungen: nicht nur aus der Grundschule, der Mittel- und Oberstufe, sondern auch Deutschlehrer, die in der beruflichen und universitären Bildung tätig sind. Diese Diversität trug zu äußerst erfrischenden Diskussionen und einer hervorragenden Gruppendynamik bei.

Das Seminarprogramm, welches sorgfältig und kompetent geplant und ausgeführt wurde, beinhaltete zusätzlich zu einem täglich wechselnden Seminarteil auch ein vielfältiges kulturelles Rahmenprogramm, durch welches wir unseren Tagungsort Dresden kennen- und schätzen lernten. Unvergesslich bleibt der Besuch der Semperoper und auch der Ausflug zu Schloss Moritzburg war ein Highlight. Einen weiteren Höhepunkt stellte die obligatorische Dampferfahrt auf der Elbe dar. Unser Blick auf Details wurde bei einer Stadtralley geschärft, bei der alle Sinne zum Einsatz kamen. Im laut Guinnessbuch schönsten Milchladen der Welt bewunderten wir die prachtvolle Ausstattung und Käsevielfalt. Eine Fahrt mit der ältesten Bergschwebebahn der Welt bot einen Panoramaausblick auf die Stadt an der Elbe. Im Zoo trainierten wir unsere Ohren und lauschten den Geräuschen der Tiere und Besucher. Auch kulinarisch hat Dresden allerhand zu bieten, in Erinnerung geblieben ist vor allem die Eierschecke (! nicht Eierschnecke), welche sich als Dresdner Kuchenspezialität herausstellte.

Während unserer Führung durch die Altstadt von Dresden wurden wir mit der Dresdner Kaffeekultur bekannt gemacht und mit der Tatsache, dass die Kaffeefiltertüte 1908 von der Dresdnerin Melitta Bentz erfunden wurde. Was wären wir ohne unsere tägliche Dosis Koffein gewesen? Der Ausspruch „Ohne Kaffee kämpfen wir nicht!“ von sächsischen Soldaten im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde zu unserem Slogan.  Die gemütlichen Kaffeepausen wurden genutzt um „interkulturelle Kommunikation“ in der Praxis zu üben: „ Wie viele Deutschlehrer gibt es bei euch in Russland? Wie ist das Niveau deiner Deutschlerner in Kroatien? Gibt es bei euch in der Türkei Mittagessen an den Schulen? Benutzt ihr iPads in Brasilien? Ist Deutsch erste Fremdsprache in Ungarn?“. Es wurde klar, dass jeder Teilnehmer nur Experte für sich selbst und seine Schule sein konnte. Typisch finnisch gibt es nicht, Helsinki ist ja auch nicht gleich Iisalmi.  Während eines internationalen Länderabends zum Thema „Freizeit“ lernten wir die Herkunftsländer und Teilnehmer dann von einer ganz anderen, außerschulischen Seite und feuchtfröhlich kennen J

Im Team tauschten wir Erfahrungen vergangener Onlineprojekte und realer Schülerbegegnungen aus und besprachen Ideen für zukünftige Projekte. Unser Seminarteam bestehend aus Catharina Clemens und Barbara Bresslau stand mit Rat und Tat zur Seite und gab uns viele nützliche Tipps für die Praxisumsetzung. In diesem Fortbildungsseminar habe ich viel erlebt und gewonnen.  Nicht nur über zwanzig potentielle Projektpartner sondern auch praxisnahe Ideen für den Unterricht und die Einsicht, dass ich vergessen hatte, wie schwer es doch ist eine neue Sprache zu lernen. Dies wurde mir im Workshop „Sprachanimation“ deutlich, als wir mit Hilfe von kreativen Spielen unsere „kommunikative Kompetenz“ im Tschechischen verbesserten. Fiel hábn Angst fór dér čechišn Špráche, ich nicht mehr J Einen authentischen Blick in die Praxis gewährte der Besuch eines PASCH-Jugendkurs vor Ort, bei dem wir bei der „Goethe-Olympiade“ erleben durften, wie mit Spiel und Spaß sowie vollem Körpereinsatz (das Knie auf den Bauch auf den Po auf die Schulter auf den Rücken…) Deutsch erlernt und erlebt wurde.

Die ausgezeichnete Gruppendynamik, die uns sogar Hitzerekorde (34 Grad im Schatten) zusammen überstehen ließ, hing sicherlich mit der Bereitschaft jeden einzelnen Teilnehmers zum vollen Einsatz zusammen. Der Abschied von Dresden fiel deshalb nicht einfach. Mit viel Sonnenschein im Herzen, aber wehmütig und voller Wiedersehensfreude. Man sieht sich ja bekanntlich immer zweimal im Leben, vielleicht das nächste Mal 2017 auf der Internationalen Deutschlehrertagung (IDT) im schweizerischen Freiburg.

 

Empfehlenswerte Links (auf Deutsch):

 

 

Publiziert in Aktuelles 3/2015

 

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